Ich habe gerade meinen ersten Kommentar geblockt.
Ein krasses Gefühl.
Eigentlich wollte ich schnell die Spülmaschine anstellen und dann was besorgen gehen (ich wollte schon lange unsere Gardinen mal reparieren) und dann eine 2-do-Liste für nächste Woche anlegen.
Was jetzt stattdessen geschehen ist, ist ein Eingriff in meine Privatsphäre verbunden mit der Drohung, meine Eltern auf mein Blog hinzuweisen. Ist ja möglich. Ich stehe hier mit Klarnamen drin, weil ich weiß, dass meine Familie nicht so internataffin ist wie ich. Ich habe hier bereits aus dem Kummerkästchen geplaudert und ich habe damit meine Herkunftsfamilie belastet.
Weil ich denke, dass das Private politisch ist, gehe ich mit meinem Kummerkästchen Stück für Stück raus aus dem Ich. Ich blättere mich auf vor einer virtuellen Welt. Ich bin der Ansicht, dass das Schweigen über eigene Sorgen oder gar die Scham über private Vorkommnisse Gift ist für die Entwicklung eines wachen Geistes und eines freien Herzens. Ich bin der Ansicht, dass wir besser daran tun, Verständnis füreinander zu entwickeln anstatt Geheimnisse zu bewahren, die die Kraft haben, uns zu Marionetten unserer Vergangenheit zu machen.
Ich habe den Kommentar gelesen, der das Verhalten meiner Eltern lobt und mich darauf hinweist, dass sie mir ja schon in so vielen Situationen geholfen haben. Ich habe mir das alles durchgelesen und dahinter genau das gespürt, wovor ich schon mein ganzes Leben lang fliehe: Eine angeblich höhere Wahrheit, die meine eigene Wahrheit schmelzen lässt in ihrem Angesicht. Jemand anderen, der/die es besser weiß, als ich. Jemand, der/die mir über meine Haltung etwas beibringen möchte.
Die Motivation dahinter mag ja ehrenwert sein, lieber Holzwurm (Nick des/der Schreibenden), aber ich möchte Dir gerne folgendes erwidern:
Meine eigenen Eltern haben mich noch nie geschützt. Sie haben mich erniedrigt und geschlagen. Mein Vater bis zum Einsetzen meiner Menstruation (mit etwa 11) und meine Mutter, bis ich zurückgeschlagen habe (mit 16). Sie haben beide ihre eigene Überforderung an mir ausgelassen. Meinen Bruder haben sie für jede Regung gefeiert. Mich haben sie verachtet. Nein, das fällt im Vorbeigehen niemandem auf, denn: sie haben immer mal wieder nach eigenem Bedürfnis Geld springen lassen und waren auf ihre ganz eigene Art präsent. Sie haben mir sogar Dinge geschenkt, die ich gar nicht wollte, die aber so groß waren, dass sie mich völlig überwältigt haben. Das kam super an bei allen, denen sie es erzählen konnten. Und es war ein Maulkorb für mein Gefühl, dass hier was nicht stimmt.
Ich dachte lange, dass sie sich damit bei mir entschuldigen wollten. Heute weiß ich, dass diese Großzügigkeit einen Bumerang-Effekt hat und dafür von mir Loyalität über meine Schmerzgrenzen hinaus erwartet wird.
Weißt Du, dass es für solche Persönlichkeitsstrukturen Begriffe im ICD 10 gibt? Weißt Du, dass Du mit Deinen Versuchen, Einfluss auf mich zu nehmen, ein System unterstützt, dass mir mein ganzes Leben lang ausschließlich geschadet hat? Ist Dir klar, dass mein Entschluss, den Kontakt abzubrechen, nicht damit zusammenhängt, dass ich mal eben nicht das bekommen habe, was ich wollte, sondern dass er sich aufbaut auf allem, was in den letzten 4 Jahren geschehen ist?
Zwei Langzeittherapien waren für mich nötig, diese vielen Gefühlen zu sortieren. Ich habe sie durchgezogen und gelernt, mich zu schützen. Dass ich diese Therapien nötig hatte lag nicht an meiner schwächlichen Seele sondern an der psychischen Erkrankung meiner Mutter. An ihrer Fähigkeit, alles um sie herum zu instrumentalisieren um zu bekommen, was sie will. An der Symbiose meiner Eltern, die meinen Vater blind für die Bedürfnisse anderer machen.
Holzwurm, wenn Du der Meinung bist, meine Eltern auf dieses Blog aufmerksam machen zu müssen, dann folge diesem Impuls Wer bin ich, Dir vorschreiben zu wollen, was richtig oder falsch ist? Ich führe dieses Blog in der Öffentlichkeit. Ich stehe zu meinen Worten. Ich verstecke mich nicht.
Allerdings würde ich Dich persönlich darum bitten, Deine Gedanken und Ideen mit anderen als mir zu teilen. Denn als Teil des Schutzsystems meiner Herkunftsfamilie gehörst Du zu den Menschen, die ich in meinem Leben nicht mehr zu Wort kommen lassen werde.
Mein Name steht im Impressum. Deiner, Holzwurm, noch nicht mal in der Unterschrift unter Deinem Kommentar. Ich weiß dennoch, wer Du bist. Und das, was Du hier versucht hast, ist in meinen Augen feige.
Christina Knellesen
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